Interkulturelle Kommunikation
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Alina Ivanova, M.A.

Interkulturelle Kompetenz in der Lehrer*innenbildung

Schulen und lehramtsausbildende Institutionen sind von dem Phänomen der (globalen) Migration in zweierlei Hinsicht betroffen: Einerseits tragen verstärkte Migrations- und Fluchtbewegungen wesentlich zur sprachlichen, kulturellen, religiösen und lebensweltlichen Ausdifferenzierung der Gesellschaft bei, was eine Professionalisierung der Bildungsakteur*innen im Hinblick auf einen angemessenen Umgang mit Diversität unabdingbar macht. Andererseits ist es angesichts der wirkungsvollen gesellschaftlichen Dominanz- und Ungleichheitsverhältnisse notwendig, den Umgang der Bildungsinstitutionen mit Interkulturalität und migrationsbedingter Diversität, welcher wesentlich durch Kulturalisierung und Essentialisierung der Differenz geprägt ist, kritisch zu reflektieren und zu verändern (vgl. Kalpaka/Mecheril 2010). Bildungsinstitutionen stehen dementsprechend vor der Herausforderung, kulturalisierungskritische und selbstreflexive, macht- und diskriminierungssensible Handlungsweisen zu etablieren, ohne dabei die individuelle und gruppenbezogene Bedeutung kultureller Zugehörigkeiten zu vernachlässigen.
Diese Herausforderung verstärkt sich vor dem Hintergrund der spezifischen Bedingungen der Lehrer*innenprofession. Lehrkräfte wünschen sich oftmals möglichst konkrete, einfach umsetzbare, universelle Lösungen für interkulturelle bzw. als solche gedeutete (Problem-)Situationen (vgl. Ivanova/Kollmannsberger/Kiel 2017). Die wissenschaftlich geforderte Konzentration auf die Entwicklung kritischer Analyse- und (Selbst-)Reflexionskompetenz steht – vor allem angesichts der knappen Ressourcen – in einem Widerspruch mit diesem Wunsch. Für die Theorie und Praxis der Lehrer*innenbildung in der Migrationsgesellschaft gilt es deshalb, sowohl die Entwicklung grundlegender Reflexivität zu fokussieren, als auch die Fähigkeit zum situationsangemessenen Handeln in widersprüchlichen gesellschaftlichen Verhältnissen zu fördern.

Besonders wichtig erscheinen dabei folgende Fragen:

  • Welche Inhalte, Methoden und Vorgehensweisen sind dafür geeignet, bei (angehenden) Pädagog*innen die Fähigkeit zur Kritik bestehender Strukturen auszubilden und sie gleichzeitig im Rahmen dieser Strukturen handlungsfähig zu machen?
  • Wie kann eine reflexive und mehrperspektivische Fallarbeit gestaltet werden?
  • Wie können verzerrte Vorstellungen von schulischer Normalität, Fremdheit und Nichtzugehörigkeit nachhaltig geändert werden?
  • Wie kann ein anerkennender Umgang mit Diversität unter den homogenisierenden und selektierenden Bedingungen der Institution Schule erreicht werden?

Quellen:

  • Ivanova, Alina/Kollmannsberger, Markus/Kiel, Ewald (2017): Herausfordernde Situationen im interkulturellen schulischen Kontext: Wahrnehmungs- und Handlungsmuster von Lehrkräften. In: Interculture Jornal 16/27 (2017), S. 23-42 (im Druck).
  • Kalpaka, Annita/Mecheril, Paul (2010): ‚Interkulturell‘. Von spezifisch kulturalistischen Ansätzen zu allgemein reflexiven Perspektiven. In: Mecheril, Paul u. a. (Hg.) (2010) Bachelor/Master Migrationspädagogik. Weinheim/Basel, S. 77-98.