Interkulturelle Kommunikation
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Wintersemester 2006/07

Vorlesungen

Prof. Dr. Alois Moosmüller
Einführung in die Interkulturelle Kommunikation
2-stündig, Di. 12–14, Hauptgebäude, Hörsaal M 114

  • Die Vorlesung führt in die wesentlichen Theorien und Methoden, Forschungsfelder und Anwendungsbereiche der Interkulturellen Kommunikation ein.

Prof. Dr. Burkhart Lauterbach (Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie)
Unterwegs. Themen und Probleme kulturwissenschaftlicher Tourismusforschung
2-stündig, Mo. 14-16, Schellingstr. 3, HS E05 (Beginn: 16.10.2006)

  • Viele Faktoren haben es bewirkt, dass ein eigener Tourismus-Markt entstanden ist: ein bestimmter ökonomischer Status immer weiterer Bevölkerungskreise, die Entstehung der Freizeit, die Herausbildung einschlägiger Bedürfnisse der Zeitverbringung, aber auch Innovationen verkehrstechnischer Art. Der Tourismus ist weltweit eine der Wachstumsbranchen überhaupt. Das bedeutet: Immer mehr Menschen reisen immer öfter, zu nahen wie auch zu entfernteren Zielen. Tourismus ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken; er ist fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Volkskunde/Europäische Ethnologie als Alltags-Wissenschaft setzt sich besonders seit den 1970er Jahren mit dem Reisen allgemein, vor allem aber mit Tourismus im engeren Sinn, also mit Freizeit-Reisen, auseinander. 1989 wurde sogar innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde eine eigene Kommission für Tourismusforschung ins Leben gerufen, die regelmäßig Tagungen veranstaltet und die Ergebnisse publiziert. Vor diesem Hintergrund soll die Vorlesung einen Überblick über die verschiedenen thematischen Schwerpunkte und Problemfelder, Methoden und Quellen, schließlich über die Ergebnisse volkskundlicher Tourismusforschung erarbeiten, dies stets in Relation zu den Aktivitäten anderer wissenschaftlicher Disziplinen.
  • Vorbereitende Lektüre: Ueli Gyr: Tourismus und Tourismusforschung. In: Rolf W. Brednich (Hg.): Grundriss der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie. Berlin 32001, S. 469–489. – Hermann Bausinger: Grenzenlos ... Ein Blick auf den modernen Tourismus. In: ders., Klaus Beyrer, Gottfried Korff (Hg.): Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus. München 1991, S. 343–353.
  • Vorlesungsbegleitende Lektüre: Burkhart Lauterbach: Tourismus. Eine Einführung aus Sicht der volkskundlichen Kulturwissenschaft. Würzburg 2006 (Kulturtransfer 3). – Orvar Löfgren: On Holiday. A History of Vacationing. Berkeley, Los Angeles, London 1999 (California Studies in Critical Human Geography 6).
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Grundkurs I Anmeldung siehe oben!

Gregor Sterzenbach, M.A.
Interkulturelle Kommunikation I
2-stündig, Mo. 18–20, Oettingenstr. 67, Raum 0.05 (Beginn: 16.10.2006)

  • Erster Teil des zweisemestrigen Grundkurses „Interkulturelle Kommunikation“. Auf der Grundlage kultur- und kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse werden verschiedene Dimensionen der Kulturbedingtheit von kommunikativem Handeln vorgestellt sowie Möglichkeiten des Verstehens und Vermittelns aufgezeigt. Ausgangspunkt ist der kulturallgemeine Ansatz des interkulturellen Lernens. Im Vordergrund steht der Transfer theoretischer Erkenntnisse auf die Praxis der interkulturellen Begegnung in privaten und öffentlichen Kontexten. Ein wichtiges Ziel ist das Erreichen von kultureller Kommunikationsbewusstheit. Der Unterricht wird neben dem kognitiven Lernen auch Methoden des affektiven und verhaltensbezogenen Lernens einsetzen.
  • Literatur: Siehe Reader. – G. Maletzke: Interkulturelle Kommunikation. Opladen 1996.

Grundkurs II (2 Parallelkurse) Anmeldung siehe oben!

Agnieszka Pietlicka, M.A.
Interkulturelle Kommunikation II
2-stündig, Mi. 12–14, Oettingenstr. 67, Raum 1.14

  • Aufbauend auf dem Grundkurs I werden weitere grundlegende Konzepte und Modelle für das Verstehen und die Analyse interkultureller Interaktion erarbeitet. Das Thema „Kultur und Verhalten“ wird in zwei verschiedenen Handlungskontexten behandelt: im Kontext multikulturelle Gesellschaft sowie im Kontext internationale Organisation. Kultur wird dabei zum einen mehr als „Produkt“ und zum anderen mehr als „Produzent“ von Handeln gesehen. Wie im Grundkurs I dominiert auch hier der kulturallgemeine Ansatz, der jedoch mit konkreten kulturspezifischen Beispielen (z.B. Polen, Frankreich, China) didaktisch ergänzt wird.
  • Literatur: Siehe Reader. – Geert Hofstede: Lokales Denken, globales Handeln. München 1997.

Dipl.-Kfm. Sven Fröhlich-Archangelo
Interkulturelle Kommunikation II – Alternativangebot der Virtuellen Hochschule Bayern auf Blended Learning Basis
2-stündig

  • Die Veranstaltung ist inhaltsgleich mit dem anderen Grundkurs II, setzt sich aber im Gegensatz dazu aus einer eintägigen Blockveranstaltung und einer 10-wöchigen Onlinephase zusammen. Der Präsenztag ist am 3.11.2006 von 10–18 Uhr in der Oettingenstr. 67, Raum 23. Im Rahmen der anschließenden Onlinephase, muss jeder Teilnehmer zusätzlich an zwei Chat Terminen präsent sein, die jeweils Montags zwischen 20.15 und 21.45 Uhr stattfinden werden. Der erste Chat ist am 4.12.2006, der zweite, ein virtuelles Rollenspiel, am 8.1.2007. Im Onlinekurs können die Studierenden selbstgesteuert Lernaufgaben bearbeiten, grafisch aufbereitete Texte lesen sowie in zahlreichen Foren über authentische Fälle und kursrelevante interkulturelle Themen diskutieren. Zusätzlich findet während der ganzen Zeit eine intensive Betreuung durch qualifizierte Teletutoren statt, die insbesondere inhaltliche Fragen zu den Seminarthemen beantworten und Rückmeldungen zu den Lernaufgaben und Diskussionsbeiträgen geben.
  • Um an dem Seminar teilzunehmen, müssen Sie sich zunächst bei der Virtuellen Hochschule Bayern registrieren lassen und anschließend dort für den Kurs „Interkulturelle Kompetenz“ anmelden (ab dem 15.9.2006 möglich). Bei Interesse können Sie weitere Informationen auf der Infoseite zum VHB-Online Lehrangebot „Interkulturelle Kompetenz“ (über die Homepage des Instituts) oder per E-Mail vom Dozenten unter svfroehlich@web.de erhalten.
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Tutorium

Agnieszka Pietlicka, M.A.
Tutorium zur Vorlesung „Einführung in die Interkulturelle Kommunikation“
2-stündig, Mi. 10–12, Oettingenstr. 67, Raum 1.31 (Beginn: 25.10.2006)

  • Begleitendes Tutorium zur Vorlesung „Einführung in die Interkulturelle Kommunikation“. Die Veranstaltung gibt Raum für Fragen und Diskussionen zu den Themen der Vorlesung. Die theoretischen Inhalte der Vorlesung sollen durch interaktive Übungen erfahrbar gemacht werden. Das Angebot richtet sich v.a. an die Studierenden der Grundkurse.
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Proseminare
Anmeldung zu den Proseminaren (nur bei Scheinerwerb notwendig): ab sofort bis 4.10.2006 im Geschäftszimmer. Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf 24 begrenzt, sofern nichts anderes angegeben ist.

Prof. Dr. Alois Moosmüller, Dipl. Kulturwirtin Gabriele Scheuring
Forschungsfeld Auslandsentsendung
2-stündig, Mo. 14–16, Oettingenstr. 67, Raum 0.37

  • Seit E. T. Hall in den 1950er Jahren die ersten Vorbereitungsseminare auf Auslandsaufenthalte durchführte, beschäftigt sich die Interkulturelle Kommunikation intensiv mit dem Thema Auslandsentsendung. Die Zahl der Entsendungen hat seitdem stets zugenommen, wobei sich allerdings die Bedingungen und die Praxen erheblich geändert haben. Z.B. werden heute deutlich weniger finanzielle Anreize geboten, was dafür spricht, dass Entsendungen sozusagen zur Normalität gehören. Auch die Entsendungsrichtungen haben sich verändert: statt vom Zentrum in die Peripherie hat die Bewegung in die „Gegenrichtung“ deutlich zugenommen. Wir werden der Frage nachgehen, welche Folgen die Veränderungen in der Entsendungspraxis für die interkulturelle Forschung, insbesondere für die Methodik, mit sich bringt, wobei wir uns auch auf das laufende Forschungsprojekt „Inpatriation – Risiken und Chancen informeller transnationaler Netzwerke“ beziehen werden.
  • Ein Reader ist zu Seminarbeginn erhältlich

Dr. Galina Koptelzewa
Interkulturelle Lehr- und Lernstile
2-stündig, Di. 16–18, Oettingenstr. 67, Raum 1.39 (max. 24 Teilnehmer; Voraussetzung: Grundkurs I + II)

  • Die heutige grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden und Dozenten macht kulturspezifische Unterschiede in Denk- und Handlungsroutinen zu einem Bestandteil der akademischen Austauschprozesse. Lernkulturen treffen aufeinander, Lehr- und Lerngewohnheiten werden dabei (meist unbewusst) mitgenommen und in die neuen Kontexte übertragen. Bei der interkulturellen Begegnung im Seminarraum werden teils die neuen Handlungsroutinen übernommen, teils die alten beibehalten, und teils entsteht eine Kombination, die Synergien, aber auch Konflikte hervorbringen kann. Im Kurs wird der Frage nachgegangen, inwiefern Kultur akademische Landschaften beeinflusst und Lehr- und Lernstile prägt. Die Fragen, die uns beschäftigen werden, sind: Wie ist ein akademischer oder wissenschaftlicher Stil definiert? Was sind die primären und sekundären Ziele der akademischen Lehre? Welche Konsequenzen leiten sich dadurch für die kommunikativen Aspekte der akademischen Interaktion ab? Was sind die Rollenvorstellungen für Studenten und Dozenten? Wie kulturspezifisch sind sie geprägt?
  • Einführende Literatur: J. Galtung: Struktur, Kultur und intellektueller Stil. Ein vergleichender Essay über saxonische, teutonische, gallische und nipponische Wissenschaft. In: A. Wierlacher (Hg.): Das Eigene und das Fremde. Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik. München 1985, 151-193. – Weitere Literatur wird in der 1. Sitzung mitgeteilt.

Gregor Sterzenbach, M.A.
Methoden des interkulturellen Trainings
2-stündig, Mo. 16–18 16.00 s.t  – 17.30, Oettingenstr. 67, Raum 0.13 (max. 18 Teilnehmer)

  • Teilnahme nur nach Anmeldung im Geschäftszimmer.
  • Interkulturelle Trainings kommen heute in vielfältigen Berufsfeldern zur Anwendung. Führungskräfte in multinationalen Organisationen etwa finden sich in solchen Trainingskontexten genauso ein wie z.B. Sozialpädagogen in multikulturellen Brennpunkten. Hinsichtlich der Gestaltung von interkulturellen Trainings ergeben sich so sehr unterschiedliche theoretische und methodische Herausforderungen. Das Ziel des Seminars besteht in der Vorstellung, Erarbeitung und Durchführung von methodischen Bausteinen und Elementen, die für interkulturelle Trainings üblich sind – so unterschiedlich ihre Zielgruppen auch sein mögen. Zuerst werden die inhaltlichen und methodischen Grundlagen erarbeitet und dann (zielgruppen-) spezifische Methoden im Seminar von den Studierenden als „reale Trainingssituation“ erprobt. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird ein hohes Engagement und die Bereitschaft zur Teamarbeit erwartet.

Dr. Marc Hermeking
Interkulturelles Marketing: Produktentwicklung und -gestaltung für fremde Kulturen
2-stündig, Di. 14–16, Oettingenstr. 67, Raum 1.05

  • Voraussetzung für Teilnahme mit Scheinerwerb: Absolvierte Grundkurse I + II, Referat, Hausarbeit, umfangreiche selbstständige Literaturrecherche (inkl. Fachaufsätze). Weitere Information, Themenbesprechung und -vergabe in der ersten Sitzung am 17.10.2006.
  • Weltweit vermarktete Produkte haben unterschiedlichsten Qualitätsansprüchen und Bedürfnissen ihrer Nutzer oder Konsumenten aus verschiedensten Kulturen zu entsprechen. Dies stellt eine große Herausforderung für Produktentwickler und Industriedesigner dar. Möglichkeiten und kulturbedingte Grenzen globaler Produktpolitik, neuere Methoden ethnographischer (Marketing-)Forschung für die Produktentwicklung, Auswirkungen kulturell unterschiedlicher Nutzungsweisen und Bedürfnisse auf die Gestaltung verschiedener Produkte, sowie kulturelle Unterschiede beim „kreativen“ Prozess der Produktentwicklung selbst werden unter anderem behandelt.
  • Basisliteratur zur Vorbereitung: J.-C. Usunier, B. Walliser: Interkulturelles Marketing. Wiesbaden 1993. – S. Müller, K. Gelbrich: Interkulturelles Marketing. München 2004 [Teil D1]. – Weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.

Dr. Patricia Cerda-Hegerl
Migration und Interkulturalität in Deutschland
Entfällt leider!

Dr. Petia Genkova
Sozialpsychologische Theorien und Methoden in der interkulturellen Kommunikation
2-stündig, 14-tägig, Mo. 10–14, Oettingenstr. 67, Raum 23 (Beginn: 16.10.2006)

  • Der Gegenstand der Sozialpsychologie sind die Gedanken, Gefühle und Handlungen von Individuen, die durch die wahrgenommene, vorgestellte oder implizierte Gegenwart anderer beeinflusst werden (Allport, 1968, nach Bierhoff, 1998). Zu den sozialen Motiven gehören die Affiliation (Streben nach Gesellung) als Voraussetzung für die interpersonelle Wahrnehmung und die Kommunikation. Unsere Kommunikation wird durch die Affiliation beeinflusst, da diese die Wahl, die wir in Bezug auf unseren Kommunikationspartner treffen und die Bewertung, die wir über ihn abgeben, steuert. Dieses spielt eine besondere Rolle bei der Interkulturellen Kommunikation, da die Bewertungsperspektive zusätzlich durch kulturelle Normen und Stereotype bestimmt wird. Außer den theoretischen Grundlagen sollen auch die methodischen Probleme beim Untersuchen der Interkulturellen Kommunikation betrachtet werden, da Kultur ein schwer empirisch operationalisierbares Konstrukt darstellt.
  • Die Literatur wird im Laufe der Veranstaltung angegeben.

Dr. Claude-Hélène Mayer
Interkulturelle Mediation im internationalen Vergleich
2-stündig, Blockveranstaltung, Termine: Fr. 20.10.2006, 14-18, Oettingenstr. 67, Raum 23, Fr. 3.11.2006, 9-18 Raum 1.15 (9–12), Raum 1.05 (12–18) und Sa. 4.11.2006, 9.00-17.30, Raum 1.39 (max. 20 Teilnehmer)

  • Das Seminar befasst sich mit den Themen des interkulturellen Konfliktmanagements und der interkulturellen Mediation im internationalen Vergleich. Hierzu wird Literatur herangezogen, die das Thema mit Blick auf unterschiedliche Länder bzw. kulturelle Gruppen beleuchtet. Schwerpunktthemen werden Mediationssetting, kulturelles und philosophisches Verständnis von Mediation und Interkulturalität im Konfliktbereich, interkulturelle Konfliktstile, Gesprächsstrategien und Konfliktanalysen sein. Parallel zu der theoretischen Auseinandersetzung werden kurze praxisnahe Lerneinheiten zum Thema gegeben. Hierzu werden Fallbeispiele betrachtet und im Rollenspiel erprobt. Ziel ist es, grundlegende kulturgebundene, kulturspezifische und kulturübergreifende Vermittlungs- und Handlungsstrategien aufzuzeigen und diese zu vergleichen.

Dr. Wolfgang Habermeyer (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
Life-Histories: Hier wie dort!
2-stündig, Di. 18–20, Oettingenstr. 67, Raum 1.05 (Beginn: 17.10.2006, max. 10 Teilnehmer aus IKK)

  • Früher erlernte man in unseren Gesellschaften einen Beruf und den übte man dann aus, bis man alt und grau darüber wurde. Heute? Heute gibt es das so genannte lebenslange Lernen, heute übt man innerhalb von wenigen Jahren viele z.T. völlig verschiedene Berufe (oder doch eher „nur“ Tätigkeiten?) aus. Man will eigentlich Ethnologin, Ethnologe werden und was wird man? Wartet nur ab! Früher prägte der Beruf die eigene Identität und damit auch die eigene Biographie. Brüche kamen dabei zwar vor, waren aber nicht die Regel und sollten tunlichst vermieden werden. Heute? In der Ethnologie gibt es das Genre der Life Histories, wie z.B. „Nisa erzählt“ von Marjorie Shostak. Es geht bei diesem Ansatz darum, über das Leben eines einzelnen Protagonisten Einblick in eine andere Kultur zu gewinnen. Nicht der Blick aufs Ganze einer Kultur, einer Ethnie, ist hier also das Ziel, sondern der Einblick in die Tiefe vermittelt über die Biographie, genauer gesagt, die erzählte Biographie eines einzelnen Menschen. Ethnologen verstehen umso mehr von fremden Biographien und deren Brüchen und narrativem Charakter, je genauer sie darüber Bescheid wissen, was eigentlich in unserer eigenen Kultur mit „Biographie“, mit „erzähltem Leben“ gemeint ist. Warum ist diese Sache mit der Biographie und deren (unvermeidbaren?) Brüchen so wichtig geworden, seit wir alle, wie Heiner Keupp meint, Patchwork-Identitäten besitzen? Ich würde euch also gerne – wenn ihr das wollt und wenn sie das zulassen – auf eure Eltern und deren/eure Freunde loslassen: Macht mal einen kleinen Ansatz von qualitativen Interviews, um herauszufinden, wie das mit deren Biographie ist. Wir sollten uns selbstverständlich auch selbst fragen, was für uns unsere eigenen „Biographien“ bedeuten. Was spielt da eine Rolle? Grundschule, Gymnasium, Zivildienst, Studium? Oder doch eher: geschiedene Eltern, Umzüge, Musikvorlieben, erste oder wichtigste Lieben, Markenkleidung, Vereinszugehörigkeit? Was passiert eigentlich, wenn man aufgrund der Ausbildung seine angestammte Klasse verlässt und nach „oben“ kommt? Oder sich aufgrund von Akademikerarbeitslosigkeit nach „unten“ verabschiedet? Haben wir unsere Biographien immer schon oder „machen“ auch wir sie erst, indem wir uns selbst und anderen unser Leben erzählen, und zwar so, wie wir es – zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich – empfinden? That’s life (history)!
  • Literatur u.a.: Dan P. McAdams: Das bin ich. Wie persönliche Mythen unser Selbstbild formen. Hamburg 1996 (im Original: The Stories We Live By. Personal Myths and the Making of the Self. New York 1993). – Marjorie Shostak: Nisa erzählt. Das Leben einer Nomadenfrau in Afrika. Reinbek 1982. – Victor Crapanzano: Tuhami. Portrait eines Marokkaners. Stuttgart 1983. – Und, natürlich, z.B. Victor Turners berühmten Aufsatz „Betwixt and Between“ (selber suchen und finden!).

Dr. Kundri Böhmer-Bauer (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
Ethnologie und Tourismus: Reisende und Motive des Reisens im zeitlichen und räumlichen Vergleich
2-stündig, Fr. 10–12, Oettingenstr. 67, Raum 1.43 (Beginn: 20.10.2006, max. 10 Teilnehmer aus IKK, Anmeldung bitte zusätzlich bei info@boehmer-bauer.de)

  • Von mythischen und leibhaftigen Reisenden wird berichtet, seit es schriftliche Zeugnisse gibt. Inzwischen hat sich Reisen in Form des internationalen Tourismus laut Welttourismusorganisation (UNWTO) nach Mineralöl- und Rüstungsindustrie weltweit zum drittgrößten Industriezweig entwickelt. Ob ins Ausland oder im Inland, fast jeder reist ... aber warum eigentlich? Wer begibt sich wann auf den Weg wohin? Das Proseminar regt an zur Auseinandersetzung mit den Reisemotiven von Gruppen- und Einzelreisenden verschiedenster Kulturen in unterschiedlichsten Zeiten. Ausgehend von ethnologischen Definitionen und Klassifizierungen Reisender stellen sich Fragen wie: In welcher Hinsicht stimmen die Motive von Pilgern mit denjenigen von Rucksacktouristen überein? Sind die Motive früher Kaufleute und Handelsreisender ähnlich denen der modernen Expatriates? Was treibt Ethnologen zur Feldforschung und welche Konflikte können sich aus ihren Motiven ergeben? Zählen Reisefotografen zu Trophäenjägern? Sind Reiseleiter und Flugbegleiter die Abenteurer von gestern? Lassen sich Verwandtschaftsbesuche der San in der Kalahari mit Familienausflügen in Bayern vergleichen? In welchen Missionen sind Missionare und Entwicklungshelfer unterwegs? Wie wird die lokale Bevölkerung aufgrund der Reisemotive wahrgenommen?
  • Die Literatur wird in der ersten Stunde bekannt gegeben. Ob Herodot oder Hemingway, die Studierenden können bei der Anmeldung gerne eigene Themen vorschlagen.

Dr. des. Kerstin Pinther, Dr. Magnus Treiber (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
Afropolis. Städte, Künstler, Medien
2-stündig, Mo. 16–18, Oettingenstr. 67, Raum 1.05 (Beginn: 16.10.2005, max. 5 Teilnehmer aus IKK)

  • Seit geraumer Zeit liegen die Verstädterungsraten Afrikas weit über denen, die Europa – selbst in der Hochzeit der Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts – erreicht hat. Im Seminar besprochen werden eine Reihe stadtethnologischer Fallstudien zur historischen Formation und strukturellen Beschaffenheit afrikanischer Metropolen. Zugleich wird der Frage nachgegangen, wie die Themen der „Stadt“ und Stadterfahrung in den Arbeiten zeitgenössischer Künstler, Literaten, Filmemacher und Medien verhandelt und dargestellt werden.
    Angesichts unserer laufenden Proteste als Lehrbeauftragte behalten wir uns ein Notprogramm sowie das Ausstellen von Proseminarscheinen vor.
  • Literatur zum Einstieg: Paul Rabinow: Ordonnance, Discipline, Regulation: Some Reflections on Urbanism. In: Setha M. Low, Denise Lawrence-Zúñiga (eds.): The Anthropology of Space and Place. Locating Culture. Oxford 2003, 353–362.

Dr. Wolfgang Kapfhammer (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
„Der Geist des Heidentums“: Neuere ethnologische Perspektiven auf nicht-monotheistische Religiosität
2-stündig, Do. 18-20, Oettingenstr. 67, Raum 0.05 (Beginn: 19.10.2006)

  • Das Proseminar beschäftigt sich mit Weltbild und Ritual jener „archaisch“ (Werner Müller) genannten Gesellschaften, deren gemeinsame Anschauungen sich aus „ihrer Nichtteilhabe an verschriftlichten Weltreligionen und säkularen Heilsversprechungen“ (Streck 1997) ergeben. Nicht zuletzt wegen ihres „Heidentums“ und ihrer Entwicklungsverweigerung weltweit marginalisiert und dezimiert sei es umso mehr Aufgabe der Ethnologie, ihnen Gehör zu verschaffen. Ausgehend von neueren Versuchen von Ethnologen gegenüber den „Archaikern“ Stellung zu beziehen – als sinnliche Hedonisten (Hans-Peter Duerr: Sedna oder Die Liebe zum Leben. 1984), Dissidenten im globalen Strom westlichen Fortschrittdenkens (Bernhard Streck: Fröhliche Wissenschaft Ethnologie. 1997) oder Fanatismus und Intoleranz der monotheistischen Weltreligionen abholde Polytheisten (Jan Assman: Die mosaische Unterscheidung. 2003) – wird das Seminar versuchen, etwas vom „Geist des Heidentums“ (Marc Augé, 1982) als ritualistische Eingebundenheit in die Tatsachen des Lebens zu vermitteln.

Jan Auracher, M.A. (Inst. für Deutsch als Fremdsprache/Transnationale Germanistik)
REDES-Seminar
2-stündig, Mo. 12–14, Leopoldstr. 13, Raum 1211

  • Es ist möglich, dass die Veranstaltung zusammen mit Studierenden aus den anderen beteiligten REDES-Universitäten stattfindet.
  • Zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragen haben sich inzwischen Netzwerke von Forschern gebildet, die gemeinsam Daten sammeln, auswerten und vergleichen. Ein solches Netzwerk stellt REDES (Research Development of Empirical Studies) dar, das 2001 gegründet wurde und an dem sich heute sechs Universitäten beteiligen – in Edmonton, Kiew, München, Rio de Janeiro, Torino und Utrecht. Im Rahmen dieser internationalen Kooperation stehen u.a. folgende Forschungsfragen im Vordergrund: Welche Auswirkungen kann Literatur auf die psychische Stabilität z.B. beim Umgang mit schweren Krankheiten (Coping) haben? In welchem Zusammenhang stehen Gewaltrezeption in literarischen Texten und in den Medien? Welche Merkmale von humoristischen Texten/Medien bewerkstelligen welche Wirkungen? Das Seminar bietet Studenten die Möglichkeit, sich an einem der Forschungsthemen zu beteiligen. Neben einer Einführung in die Fachliteratur wird auch eine praktische Einweisung zur Methodik und zur statistischen Auswertung von Daten angeboten. Auch empfiehlt es sich, die auf der Homepage (http://vanpeer.redes.de) zur Verfügung gestellten Powerpoint-Präsentationen und das Skript zur Vorlesung „Empirische Forschungsmethoden für Kulturwissenschaftler“ zu beachten. Interessierte können alleine oder in Gruppen über das gemeinsame Internetportal von REDES (http://www.redes.de/portal) mit den Beteiligten in der ganzen Welt Kontakt aufnehmen und sich austauschen, so dass Ergebnisse auch auf kulturelle Unterschiede verglichen werden können.
  • Literatur: siehe http://www.redes.de/portal.

Dr. Martina Liedke-Göbel (Inst. für Deutsch als Fremdsprache/Transnationale Germanistik)
Übung: Praxisfelder Deutsch als Fremdsprache
2-stündig, Fr. 12–14, Leopoldstr. 13, Raum 2301 (kein Scheinerwerb möglich!)

  • Wozu ein Praktikum? Welche Praktikumsplätze gibt es? Was muss ich im Praktikum tun (und was sollte ich auf gar keinen Fall)? Kann ich mir auch selbst einen Platz suchen, und was muss ich dabei beachten? Muss es Unterricht sein? Wie kann ich mich auf das Praktikum vorbereiten? Diese und viele weitere Fragen zum Praktikum werden im Seminar behandelt, das Sie auf (erste und spätere) Praxiserfahrungen im Bereich Deutsch als Fremdsprache/Interkulturelle Kommunikation vorbereiten will. Die Veranstaltung informiert über Praktikumsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern und vor Ort, über Anforderungen, Angebote und berufliche Perspektiven. Voraussichtlich wird wieder die Möglichkeit bestehen, Praktikumsbetreuer persönlich kennenzulernen und erste Kontakte zu Institutionen knüpfen.
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Hauptseminare

Teilnahmevoraussetzung: abgeschlossenes Grundstudium. Anmeldung zu den Hauptseminaren (nur bei Scheinerwerb notwendig): Ab sofort bis 4.10.2006 im Geschäftszimmer. Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf 24 begrenzt, sofern nicht etwas anderes angegeben ist.

Dr. Juliana Roth
Interkulturelle Kompetenz in der Disskussion
2-stündig, Mo. 14–16, Ludwigstr. 25/VI, D2a

  • Interkulturelle Kompetenz stellt eines der traditionsreichen Themen der Interkulturellen Kommunikation dar. Seit ihren Anfängen in den 1960ern ist es ein zentrales Anliegen gewesen, die Kriterien und Anforderungen für eine interkulturelle kompetente Persönlichkeit, sowie die Möglichkeiten ihrer Erlangung zu bestimmen. Die bisherige Forschungs- und Praxisbilanz fällt sehr heterogen aus: die kaum überschaubare Menge an Beiträgen zerfällt je nach Ausgangsdisziplin und weltanschaulicher Ausrichtung der Autoren in sehr unterschiedliche Schulen, die eher nebeneinander als miteinander existieren. Im Seminar soll die aktuelle Diversität der theoretischen und methodischen Diskussion um die interkulturelle Kompetenz anhand des Diskussionsartikels von Alexander Thomas „Interkulturelle Kompetenz. Grundlagen, Probleme und Konzepte“ in der Zeitschrift „Erwägen, Wissen, Ethik“ nachvollzogen werden. Die darin vom Autor, einem der herausragenden deutschen Interkulturalisten, zum Ausdruck gebrachten Vorstellungen zur interkulturellen Kompetenz, sowie zu den damit aufs Engste verknüpften Begrifflichkeiten von Kultur und kultureller Differenz werden von 31 Diskutanten – Wissenschaftlern aus 7 verschiedenen Disziplinen – kritisch unter die Lupe genommen. Ein wichtiges Ziel des Seminar wird es sein, die Vielfalt der Lehrmeinungen zu interpretieren und zu bewerten, um zu einer eigenen Auffassung zu diesem umstrittenen Thema zu kommen.
  • Literatur: N. Dinges, K. Baldwin: Intercultural Competence. A Research Perspective. In: D. Landis, R. Bhagat (Hg.): Handbook of Intercultural Training. Thousand Oaks Ca. 1996, 106–123.

Prof. Dr. Alois Moosmüller
Interkulturelle Aspekte der Organisationsethnologie
2-stündig, Mo. 12–14, Oettingenstr. 67, Raum 0.37

  • In internationalen Organisationen, insbesondere in multinationalen bzw. transnationalen Unternehmen wird die Frage des Umgangs mit interner und externer kultureller Vielfalt bzw. des „Managements“ von kultureller Differenz als existentielles Thema gesehen. Wir werden ausgehend von organisationsethnologischen Forschungsarbeiten der Frage nachgehen, wie sich in verschiedenen Organisationen das Thema Interkulturalität geltend macht und wie damit umgegangen wird. Wenn beispielsweise zutrifft, dass sich in multi- bzw. transnationalen Unternehmen der Trend durchsetzt, interne kulturelle Vielfalt als entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu sehen, wie wirkt sich dies für bzw. auf die Organisationsmitglieder aus? Wenn beispielsweise internationale Organisationen als Vorbild für effektive interkulturelle Verständigung und Konfliktlösung gesehen werden, worauf beruhen solche Einschätzungen? Anhand von Beispielen ethnographischer Forschung in internationalen Organisationen soll grundlegenden theoretischen und methodischen Fragen nachgegangen werden.
  • Ein Readers wird eine Woche vor Kursbeginn erhältlich sein.

Prof. Dr. Alois Moosmüller
Interkulturelles Lernen
2-stündig, Mi. 10–12, Oettingenstr. 67, Raum 1.05

  • Die Fähigkeit, interkulturell zu lernen, gehört zu den Schlüsselqualifikationen in einer globalen Gesellschaft. Wer lernt was, wie, wofür und in welchem Kontext? Im Seminar sollen Bedingungen, Herausforderungen und Prozesse interkulturellen Lernens erarbeitet und ein Überblick zu den unterschiedlichen Modellen interkulturellen Unterrichts und Trainings gewonnen werden. Wir werden uns kritisch mit verschiedenen Möglichkeiten, Inhalten und Methoden interkulturellen Lernens im Kontext von Wirtschaftsunternehmen und internationalen Organisationen, Jugendaustauschmaßnahmen, Bildungseinrichtungen wie auch im Kontext anderer Handlungsbereiche der multikulturellen Gesellschaft auseinandersetzen.
  • Ein Reader wird eine Woche vor Seminarbeginn erhältlich sein.

Prof. Dr. Alois Moosmüller
Forschungskolloquium
14-tägig, Mi. 18–20, Termine: 18.10., 29.11.2006, 17.1., 7.2.2007, Oettingenstr. 67, Raum 0.37

  • In dieser Veranstaltung werden Forschungsthemen der Interkulturellen Kommunikation bearbeitet. Teilnahme nur für fortgeschrittene und an Forschungsfragen interessierte Studenten nach persönlicher Anmeldung bei Prof. Moosmüller.
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Stand: 24.7.2006, Änderungen vorbehalten!